Nach(t) der Träne.

   

Du rauchst, obwohl du das seit 4 Monaten nicht mehr tust, aber gerade, nun gerade ist dir danach. Dein bester Freund lässt dich dran ziehen an der Kippe, an die auch er raucht. Dann geht ihr wieder zu euren Plätzen. Und da ist er wieder. Kurt Krömer steht auf der Bühne und quatscht blöde. Er redet Müll zusammen und du haust dich weg dabei. Dir kommen Tränen aus den Augenwinkeln so sehr brüllst du vor Lachen. Du schaust rechts von dir, du schaust links und du bist glücklich. Glücklich deine zwei Jungs neben dir zu haben, zusammen seid ihr Die Drei! Unschlagbar. Unzertrennbar. Auch wenn einer davon dir seine Liebe gestanden hat, eine Liebe, die du leider nicht erwidern kannst. Doch ihr seid erwachsen genug, damit umgehen zu können. Ihr lacht laut und herzlich, alle zusammen. Auf der Bühne die Frau, die am Lautesten gelacht hat. Ein Wiehern. Krömi lacht mit, genau wie ihr alle. Er holt sie zu sich. Sie versuchen ein Selfie zu praktizieren, während er sie abschleckt, küsst und deren Brüste berührt. Auch du hättest nichts dagegen von Krömi geküsst zu werden. Überhaupt mal wieder geküsst zu werden. Von ihm den Fotografen? Aber der Fotograf hat dich vergessen, hat vergessen dass du heute dort bist wo auch er in einer Woche sein wird. Ob er dich nochmals fragen wird ob du ihn begleiten möchtest? Du würdest, denn du hast vergessen, dass du deiner Schwester für Weihnachten ein Autogramm mitbringen wolltest. Denn du hast einfach nur an dich gedacht. EgoistenSchwein. Wenn du mal nicht an dich dachtest, dann an ihn, den Fotografen. Auch er würde sich totlachen hier, über ihn, direkt neben dir, und mit dir zusammen. Denn ihr habt den selben Humor. Immer wieder hast du seine lachenden Augen vor dir, sein strahlender Mund. Du bist traurig, dass er so scheinbar keine einzigste Minute seiner Gedanken an dich verschwendet. Das macht dich sentimental, sodass du schnell die aufkeimende Traurigkeit mit Sekt davon spülst. Dann holst du dir ein Autogramm von Kurt, und ein Foto von ihm mit dir zusammen, auch wenn er dich leider nicht abschleckt, führt ihr dennoch eine sehr lustige Unterhaltung und er umarmt dich herzlich. Er ist gut drauf diesmal. Die Autogramme häufen sich an deiner Magnetleine. Darüber vergisst du deine Schwester. Du vergisst, dass auch sie sich freuen würde über ein Autogramm von ihm. Lieber Fotograf. Kannst du mich nicht einfach nochmal fragen bitte? Noch auf der Heimfahrt erreicht dich eine Nachricht. Der Papa liegt im Krankenhaus. Schon wieder. Immer wieder, neu. Wann hört das endlich auf? Verdacht auf Pneumomie. Es geht ihm schlecht. Was verdammt heißt das denn? Was verdammt heißt dieses ewige auf und ab und hin und her? Du erträgst das alles nicht mehr, diese Eiseskälte die an dir herauf kriecht, sobald du hörst dass er schon wieder im Krankenhaus liegt. Du erträgst diese schwammigen Larifari Sabelleien der Ärzte nicht mehr, weil sie einfach nicht sagen was Phase ist. Du erträgst es nicht mehr deinen Papa so schrecklich leiden zu sehen, weil es ihm einfach nicht gut geht. Es geht ihm so schlecht wie es einem nur gehen kann, in einem Zustand wie dem Seinen. Lieber Papa! Bitte, bitte, sag mir was ich noch hoffen soll. Bitte sag mir was ich mir noch wünschen kann für dich. Was wünschst DU dir? Bitte Papa, geh‘ noch nicht! Ich lieb dich doch so sehr! Tränen laufen. Sie laufen, laufen und laufen. Endlos lang, an deinen Wangen herab. Wie bei einem Blatt mit gesammelten Tropfen aus Wasser, doch sind es deine Tränen, in denen spiegelt sich die Erschöpfung und Angst die du empfindest. Salzige Perlen zerspringen am Boden und hinterlassen eine ätzende Säure der niemand sich nähern möchte. Freiwillig nicht und auch sonst nicht. Du klingelst bei deiner Nachbarin denn du kannst jetzt einfach nicht allein sein. Anschließend raucht ihr gemeinsam eine Zigarette in diesem Haus, wo die Irren nun wieder vereint sind. Denn die Alte ist zurück. Die Junkiebraut, die irgendwann das Haus leerräumen wird. Wage es dir ja nicht!

*Dieses Foto nochmals im kompletten Zusammenhang, mit weiteren Fotos, zu sehen auf meinem Blog: „MoMeNtAuFnAhMeN“. Hier der Link dazu, bitte einfach draufklicken. Habt Spaß!
TränenWasser

© Netti

7 Gedanken zu “Nach(t) der Träne.

  1. das mit deinem papa ist ja fürchterlich :( ich wünsche ihm alles gute!
    und es ist doch wirklich immer wieder traurig, dass es einem gar nicht hilft, wenn jemand in einen verliebt ist, in den man selbst nicht verliebt ist :(

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    1. Das ist sehr lieb, ich werde es ihm ausrichten. Danke für die herzlichen Worte. Das stimmt, es hilft wirklich nicht sehr viel, wenn man eine Liebe nicht so erwidern kann, dass daraus etwas entstehen kann. Aber eine Liebe ist es trotzdem welche Die Drei miteinander verbindet, wenn auch auf etwas andere Art und Weise..herzlichen Gruß

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