Ich gebe vor glücklich zu sein. Irgendwie ruhiger, gelassener, ein Stück weit angekommen. Doch das ist eine Lüge. Ich lüge mir täglich selbst ins Gesicht. Weil ich denke dass es an mir liegt. Dass ich zu wählerisch bin. Zu viel möchte. Zu viel erwarte von meinem Partner und der Beziehung zu ihm.
An manchen Tagen ist alles schön. Ich kann lachen. Nähe zulassen, sogar selbst Nähe geben. Doch an Tagen wie heute lieg ich unter Tränen auf der Couch, während er um 21:30 Uhr schon zu Bett geht obwohl wir Film gucken wollten. Zusammen. Und wir beide ausschlafen können. Doch ich merkte dass er hinter mir am schnarchen war und längst schlief. Er ist immer müde. Gähnt viel, ständig. Das eine mal 7 mal am Stück und ich war gerade mal 2 min bei ihm wenn überhaupt. Werde sogar mit einem Gähnen begrüßt. Das verletzt mich. Und es kommt mir vor als langweilt er sich mit mir. Was ist denn los mit ihm!? Aktuell kann ich nicht mit ihm in einem Bett schlafen. Ich brauche immer sehr lange zum Einschlafen. Zu viele Gedanken. Bin ich mal eingeschlafen werde ich um 2:00 wach weil er mir ins Ohr schnarcht. Dann ist ein wieder einschlafen zwecklos. Ich wechsel dann rüber auf die Couch. Doch es fehlt mir. Mit meinem Partner zu sein. Es fehlt mir dass mein Partner mehr Interesse zeigt an dem was ich mache. Bzw. auf mich eingeht.
Das Wissen dass ich selber der Kern bin und an mir arbeiten muss, ist der Kern der mich erstickt. Denn ich schaffe es nicht. Ich schaffe es einfach nicht allein. Die Beziehung ist in einem Ungleichgewicht und das macht mich fertig. Gibt er Nähe zieh ich mich zurück, gebe ich Nähe oder suche ich sie, zieht er sich zurück. Selten sind wir beide gleichermaßen nah beieinander. Ich habe das Gefühl die fehlende Nähe in der Nacht entfernt mich immer mehr von ihm. Zukunftsfragen meinerseits stehen offen im Raum, ohne dass er je nochmals darauf eingegangen wäre. Streit-Themen die uns beide bereits Energien Kraft und Tränen gekostet haben, werden einfach tief vergraben. Aber das funktioniert so nicht. Für mich nicht. Es brodelt in mir. Irgendwann platze ich.
Meine Psychologin sagt sie ist stolz auf mich. Ich hätte viel erreicht. In ich weiß nicht, den 4 Jahren die ich dort bin +|- ! Und ja,- da kann und muss ich ihr tatsächlich zustimmen. Es gab unendliche Tränen und Erkenntnisse und viele Fragen und AHA Momente und Ratschläge und Zurechtweisungen. Doch eines gab es nicht: Antworten. Denn die finde ich nur in mir. Ich habe sie noch immer nicht.
Hinzu kommt dass mein Hinterkopf mit dem Fotografen behaftet ist. Noch immer. Und ich weiß nicht warum. Wie ich ihn vergessen kann. Oftmals fehlt er mir. In banalsten Situationen. Das gemeinsame Lachen, seine Spontanität und Fürsorge. Es ist nicht so dass mein Freund mir all das nicht gibt. Er ist sehr fürsorglich und macht sehr viel für mich. Aber ich fühle mich oftmals einfach nicht gesehen, oder ernsthaft wahrgenommen und verstanden. Mich. Meine Emotionen und ausgesprochenen Gedanken und Ängste. Zumeist fehlt ihm absolut die Emphatie. Seine Gedanken hält er von mir fern. Oft muss ich ihm alles aus der Nase ziehen. Es ist mühsam. Ich bin immer offen und ehrlich zu ihm. Wahrscheinlich könnte er sich mir gegenüber mehr öffnen (nur eine Vermutung, ich bin ja nicht immer eher abweisend, bisher hat sich die Vermutung jedoch nicht bewahrheitet) wenn ich ihm mehr Nähe geben könnte. Doch kann ich ihm die erst geben wenn er sich mir öffnet. Ein ewiges sich im Kreis drehen.
Warum sagen der Mann an meiner Seite und ich uns nicht dass wir uns lieben? Warum kann er es nicht sagen? Warum kann ich es nicht sagen? Weil wir es nicht fühlen? Bin ich nicht liebenswert? Und wenn man liebt stellt man sich die Frage dann überhaupt? Und wie passt der Fotograf ins Bild? Könnte ich loslassen wenn ich endlich Antworten hätte?
Meine Psychologin und ich haben beschlossen die letzten Stunden auslaufen zu lassen. Sie meinte ich sei stabil, hätte viel an und mit mir gearbeitet. Viel erreicht. Seh ich auch so. Bei den aktuellen Problemen kann sie mir eh nicht helfen. Es sind noch ein paar Stunden. Ich werde sie großflächig verteilen. Es reicht jetzt auch. Ich bin stabil. Eigentlich. Nur hin und wieder ein bisschen traurig. Aber ich kann schlafen. Wenn ich allein schlaf.
Vor gut einer halben Stunde habe ich emotionsbeladen und unter Tränen an den Fotografen eine E-Mail geschrieben. Kurz und knapp. Im Betreff nur der Hinweis von „zu vielen Fragen“ Dass ich öfters mal an ihn denken muss, an ihn den Fotografen, den echten, wie er mich zum Lachen brachte, und irgendwie einfach da war und wieso, wieso ich ihn denn nicht so richtig vergessen könne. Ob er irgendwann noch einmal hier sein würde, Fragezeichen, in dieser Stadt. (Wo alles begann, bevor es richtig beginnen konnte, das natürlich nur gedacht.) Ich schrieb nur meinen Vornamen, denn der komplette Name der steht ja eh in der E-Mail den kann er ja sicher noch zuordnen, so viel Hass, den er mir damals ums Gesicht geschleudert hat, den wird er ja noch irgendwie benennen können. Die E-Mail wurde zugestellt, steht da geschrieben, an ihn den Fotografen, den Echten. Mein Freund liegt in meinem Bett und schläft.
Ich möchte Antworten und ihn endlich vergessen. Erst dann bin ich wirklich frei und bereit mein Herz wieder vollständig zu öffnen.
Unerfüllte Sehnsucht, diese süße Droge der Selbsttäuschung. Sie macht glücklich und gleichzeitig schmerzt sie so sehr. Auf Dauer zerstört sie und verletzt. Nicht nur eine/n selbst, sondern vor allem unsere Mitmenschen. Man will es nicht, aber dieses Gefühl ist einfach zu mächtig. Man übersieht so viel…
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Ja du hast so recht mit dem was du sagst.
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das was wäre wenn ist das größte gift des lebens, glaube ich. hast du eigentlich bei deiner psychologin die bedeutung des fotografen einmal analysiert? was er für dich ist? ich denke, er hat sich über die jahre vielleicht auch als ideal entwickelt, vielleicht? aber ich will nichts in deine geschichte hineininterpretieren, was dich verletzt. ich hoffe, du weißt, wer hinter diesem namen steckt, er ist neu, aber ich bin immer noch ich.
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Danke für deinen lieben Kommentar. Ja das stimmt, so etwas in der Richtung sagt meine Psychologin auch, aber aktuell ist er kein Thema mehr, nur noch so am Rand, wobei sie auch nicht weiß dass ich ihn nochmals angeschrieben hatte. Dass es dumm war weiß ich selbst. Manchmal macht man hirnlose Sachen, die man später bereut, doch so lange man niemandem damit verletzt ist alles gut oder? Ich hoffe dir geht es gut meine liebe, ich will mal wieder vorbeischauen und schreiben. Es tut mir sehr leid dass ich so nachlässig bin. Fühl dich gedrückt.
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