Kommunikationsfehlinterpretationen! 7/11

  • Manchmal sollte man vielleicht einfach besser mal n.i.c.h.t.s tun und Abwarten. In der heutigen Zeit jedoch kaum möglich. Mit Handy und WhatsApp ist man sozusagen ununterbrochen erreichbar.

  • Manchmal wäre es einfach erstrebenswert, es nicht auf irgendwas anzulegen. Es wäre gut, wenn man nicht immer alles kaputtschreibt, denn das Geschreibe bleibt mit dem neumodischen Technik-Gerät nun mal nicht aus. Heute lernt man sich mehr über die Handykommunikation kennen, als über Normal-Verbal-Austausch.

  • Manchmal wäre weniger vielleicht mehr.

  • Manchmal ist ein Anruf anstatt eine SMS viel angebrachter.

  • Manchmal sind ein paar schöne, handgeschriebene Zeilen sehr viel ausdrucksstärker als das Wort, was dir fehlt, weil es in dem Moment, indem du es am liebsten gesagt hättest, weil es dir ausgerechnet dann, irgendwie entfallen ist.

  • Und manchmal sind Briefe einfach persönlicher, als Technik. Denn in Briefen steckt Leidenschaft und Fantasie, Kreativität und Liebe, was man in einer Sms niemals übermitteln könnte.

  • Und manchmal ist man einfach nur selten dämlich.

Du schreibst ihm, per WhatsApp dass du gut zu Hause angekommen bist, denn so wurde es dir befohlen. Früher gab es noch Nachrichten. Sms. Heute sind es Chatverläufe via WhatsApp. Er antwortet dir rasch, dass er für die Strecke mit dem Radl gerade mal 15 Minuten gebraucht hat. Und er betont, dass er den Abend sehr witzig fand. Dir braucht nix peinlich zu sein, denn er ist nahezu locker mit allem. Beim Treffen sagte er dir unter Alkoholeinfluss, er hält dich für stark. Per Nachricht greiftst du das noch einmal auf…. Denn stark, nein, du gibst selten gleich Dinge von dir preis. Dir und deinem Leben. Es braucht seine Zeit. Egal in welcher Hinsicht. Auch was das Frage-Antwort-Spielchen angeht. Trotzdem hast du den Abend genossen. Sehr sogar. Seine Antwort ist gut. Er hält dich für stark und für schwach, denn jeder Mensch hat das. Und geöffnet hast du dich ja. Fand er super. Noch immer findet er das. „Sexy Alte!“ Wie ist dem denn? Du bist verwirrt und tippst ihm, dass du das nicht checkst. Ihr schreibt sinnlose Sachen hin und her. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Aber ihr blödelt und er wird sexistisch dabei. Ihr diskutiert, vielmehr tauscht euch aus, stellt Fragen und beantwortet sie euch gegenseitig. Eure Hirne sind benebelt vom Alkohol, der Dunst breitet sich im ganzen Körper aus, Hemmungen fallen nieder zu Boden und lassen euch Dinge schreiben, die ihr vielleicht hinterher bereuen könntet. Du nicht. Nicht du. Aber irgendwann findest du das alles gar nicht mehr lustig, weil du nicht weißt was das soll. Das Geschreibe über körperliche Nähe, Brüste und dergleichen, wenn er doch nur eine Freundschaft anstrebt. Wieder fragst du dich was zur Hölle er mit all dem nur bezwecken möchte. Dir ist bewusst, dass Männer mit Schwänzen denken, sobald man das Wort Brust in ein Satzgebilde einfügt. Dir ist das alles bewusst. Aber doch bitte nicht, wenn du so ehrlich warst und ihm erst die Nacht mitgeteilt hast, dass du keine bist, die sich auf jemanden einlässt, wenn da nichts hinter steckt. Im Sinne von dem Ansatz eines Gefühls. Also teilst du ihm das nochmals schriftlich mit. Damit er nachlesen kann, wenn er´s beim ersten Mal nicht kapiert hat. Dass du kein Betthäschen bist. Du deswegen nicht über so sexistische Sachen lachen und darauf eingehen kannst. Du wurdest schon zu sehr verletzt. Das reicht dir. Dass du ihn magst sollte er wissen, sonst würdest du dir all das Kennenlernen ersparen. Seine Antwort darauf hast du schriftlich. Quasi schwarz auf weiß. Nämlich, dass er genau aus diesem Grund derzeit auch nicht mehr tun wird, um mit dir mal hier und da die Kiste zu teilen. So ein Arschloch ist er nicht. Nein, nein. Zumal er eben erst sagte, dass er zu Ihr zurückgehen würde. Klar hat er Lust mit dir zu schlafen. Denn du bist schon verdammt heiß. Und dich weiter zu treffen und kennen zu lernen. Nur würde er dir in der Situation weh tun. Und das weiß er. Und das will er aber nicht. So ist er nicht. So nicht.

Dennoch geht die geführte „Unterhaltung“ seinerseits wieder in die sexistische Richtung, nur dass er es „Liebe machen“ nennt. Du fühlst dich verkackeiert und sagst ihm das auch. Er schiebt den Alkohol vor die Lücke. Also schreibst du einfach blöde mit. Ist ja auch egal, jetzt. Du hast sowieso nichts mehr zu verlieren. Das Herz, das zerbricht sowieso schon. Immer wieder. Es lösen sich Teile deines Herzens. Scharfkantige Splitter, welche klirrend auf dem Boden aufschlagen und in einer Millionen Stückchen zerbersten. In jedem Einzelnen spiegelt sich dein Gesicht wider, und du erkennst was du nicht sehen möchtest. Tränen. Welche sich in heißen Tropfen über dein Gesicht schleichen.

Trotzdem. Das fast noch einzigste, letzte Teilstück deines Herzens, was noch halbwegs funktionstüchtig ist, noch empfinden kann, fühlen, und hoffen, das vermutet da noch was. Das glaubt noch ein bisschen. Ein bisschen an das Gute im Menschen. In ihm, dem Fotografen. Der Glaube, der dir sagt, dass aus dem Alkohol in der Regel die Wahrheit spricht. Das nächste Treffen steht.

© Netti

12 Gedanken zu “Kommunikationsfehlinterpretationen! 7/11

      1. Aber für den Moment hat es irgendwie alles ein Stückchen erträglicher gemacht. Lockerer, entspannter. Wenn auch nur für den Moment. In einer abgeschwächten Form. Man war ja nur angetüdelt.

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    1. In den seltensten Fällen sind Sachen und Dinge im Leben zu Beginn zufriedenstellend. Mit der Zeit jedoch.. stellt sich etwas wie eine gestellte Zufriedenheit ein, und damit freundest du dich an. Herzlichst, Netti

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