Nutella taugt mehr als Nussetti!

Es gibt so Tage da steht der Körper unter Dauerstrom, auch die Seele wirkt angespannt und hochsensibel. Man kommt einfach nicht zum Runterfahren. Stattdessen trägt man diese Daueranspannung tagelang mit sich herum, selbst zum Luft holen bleibt wenig Zeit. Doch irgendwann, meist dann wenn es ruhiger wird, der Stress nachlässt, fällt die Anspannung von einem ab.

Dir war nicht bewusst in welchem Ausmaß dies von statten geht. So also sitzt du auf der Couch, die Knochen knirschen, sie sind dabei sich von all den Strapazen zu erholen, die letzten Tage wurde ihnen zu viel zugemutet. Doch auch das Hirn stand unter ständigem Druck. Du greifst also zu deiner WordPress App. Zum Runterfahren. Abschalten. Du schaust dir neue Beiträge an, wunderschön. Du likest hier und da und kommentierst einige der so tollen Beiträge. Plötzlich ein ‚Gefällt mir‘ auf einem deiner Beiträge über ihn, den Fotografen und dich. Du wunderst dich über den Like und fragst dich, was es war, welches Geschehen in dem Beitrag von dir berichtet wurde. Also liest du.. und liest und liest. Einen Beitrag. Und noch einen. Und plötzlich durchlebst du all den Schmerz, all die Erinnerung noch einmal. Plötzlich steckst du wieder in dem Silvesterabend fest, mit all der Übelkeit und dem Schmerz, der Trauer und dem Verlust, und du weinst erneute Tränen, denn die Beschreibung der Tränen die du an diesem Tag weintest,  sind so authentisch, dass sie dich die Trauer und Angst erneut durchleben lassen. Plötzlich empfindest du genau dieses Gefühl, dass du zu dem Zeitpunkt empfunden hast, dir schnürt sich die Brust zu und du musst aufpassen nicht schon wieder zu hyperventilieren. Erneute Trauer durchfährt dich, weil dir bewusst wird, dass es die Angst vor der Beisetzung war, die Angst vor dem, wie es weiter gehen wird, ohne deinen Papa, die Angst davor, den Fotografen endgültig zu verlieren, auch ihn. Deine Tränen die dir erneut über die Wangen rinnen, werden ergänzt durch ein neues Gefühl. Die Bestätigung der Angst und das Gefühl noch jemanden sehr wichtiges, neben Papa, in deinem Leben nun verloren zu haben. Ihn, den Fotografen. Es ist, als ist auch er gestorben. Ein zweites Mal durchlebst du den SilvesterAbend, all die Erinnerungen so present, sie werden niemals in dein Unterbewusstsein durchdringen, denn du rufst sie immer wieder hervor, manchmal sogar unwissentlich. Dir ist bewusst, dass dieser Mann ein jener sein wird, welcher dich niemals gedanklich ganz verlassen wird, du wirst ihn niemals wirklich loslassen können, selbst wenn du wolltest, denn er hat dich in dieser so schweren Zeit begleitet- zu ebendiesem Tag, der SilvesterNacht, die erste seit Jahren, die du nicht allein verbrachtest, sondern mit ihm. Erschreckend realisierst du, wieviele Tränen der Trauer du über ihn noch nicht ausgeweint hast, da ist noch so viel, du hast sie alle abgewiesen, als sie sich ankündigten und hast sie weggeschickt, wolltest einfach nichts von ihnen wissen, denn irgendwann ist auch einfach genug. Aber wann es genug ist, das bestimmst nicht du, sondern dein Empfinden, und das sagt dir, dass du es zulassen musst. Du magst dieses Gefühl jedoch nicht, möchtest es am liebsten anschreien und fertig machen, in tausenden Kleinteilen zerfetzen, wie es das wagen kann, einfach so aufzutauchen und alles hervorzurühren. Kann dich doch kalt lassen, was da geschrieben steht. Hast schließlich nur du geschrieben, sind doch nur irgendwelche Momente, die du mal aufgeschrieben hast. Dir war nicht mehr ganz so klar, was du alles verfasst hast, welche Arten von Gefühl du in die Texte gestopft hast. Dass es gar so viele sind, so viele auf einmal, erschreckt dich ungemein und du hast Angst, noch mehr davon herauszulassen. Zum Ersten Mal bist du richtig schockiert von den Gefühlen, die in dir schlummern. Sie machen dir Angst, denn sie drengen dich in eine dunkle Ecke, umgeben von weißlich schimmernden Spinnen mit einem ekelhaft, fetten Kullerbauch.

Dir fehlt dieser Mensch. Dir fehlt seine so positive Art, wo er doch so viel negativ in sich herum trägt, es ist eigentlich echt bemerkenswert. Dir fehlt seine ruhige Art, seine Ausstrahlung. Seine lässige, UNGLAUBLICH humorvolle Art. Dir fehlt seine Stimme, du hast sie so sehr geliebt, und auch das Stottern. Es gehörte nun einmal zu ihm. Dir fehlt sein unglaublich liebevolles, sensibles, feinfühliges und einfühlsames Wesen. Das Wesen, die Person, welche sich dir zeigte. Am 31. Dezember 2015 in der Nacht zum 01.01.2016. Neujahr!

Warum nur darf ich dich niemals mehr wieder sehen? Warum?????


©Netti

 

 

14 Gedanken zu “Nutella taugt mehr als Nussetti!

  1. ich glaube, das ist auch ein grund für das schreiben. man kann oft nicht den ganzen schmerz auf einmal durchleben, weil es zu schwer ist und weil man manchmal zeit braucht um mehr zu verstehen und ihn entsprechend zu verarbeiten. durch das schreiben kann man später darauf zurückgreifen und trauer und schmerz stück für stück durch- und abarbeiten. aber vielleicht war es noch ein stückchen zu früh für dich.
    und manche menschen sind einfach genau zu einem zeitpunkt da, zu dem sie da sein müssen. wie er zu silvester. aber sie können nicht bleiben. das tut weh und ist unglaublich traurig, vor allem, weil man es meistens nicht verstehen kann. aber er hat seinen part gespielt in deinem leben, er hat dafür gesorgt, dass du in dieser ganz dunklen zeit nicht ganz alleine sein musst. deswegen wird er für dich immer diese bedeutung haben. manchmal muss man diese menschen dennoch danach einfach gehen lassen, weil sie etwas suchen, das man ihnen nicht geben kann.

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  2. Laurimausi

    Diesen Schmerz kenne ich nur zu gut. Er wird nicht vergehen, aber man kann lernen mit ihm umzugehen und kann anderen eine Stütze in schwerer Zeit sein.
    Ich glaube, auch wenn ich dich nicht kenne, dass du eine sehr starke Person bist.
    Ich wünsche dir viel Kraft und lasse liebe Grüße da.
    Laurimausi.

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